Schneiden gut ab!

Schneiden gut ab!

Wie bereits im 1. Teil angekündigt, hier also meine liebsten Outdoormesser. Die vorgestellten Messer sind übrigens nicht zwangsweise Neuheiten, einige sind schon länger auf dem Markt. Die Messer wurden alle von mir käuflich erworben - auch wenn mir das als Händler insbesondere finanziell etwas leichter fällt als dem geneigten Endkunden - und ausgiebig benutzt.

Die Messer stammen selbstredend alle aus unserem Sortiment, sind also - wenn Sie möchten - käuflich bei uns zu erwerben. (Kassenladenklingelgeräusch, hehe…).

Ernsthaft: In so gut wie allen Fällen folgt unser Sortiment meinen persönlichen Vorlieben. Wir sind ein kleines Unternehmen und ich muss eine recht strikte Vorauswahl treffen. Diese richte ich daran aus, was ich (und andere, deren Urteil ich schätze) praxistauglich und qualitativ hochwertig finden (die neuen Hosen von Haunter, die bald im Sortiment ankommen, verdanken Sie zum Beispiel meiner Frau). Sonderbestellungen sind, nebenbei bemerkt, auch kein Problem. Falls Sie ein anderes Modell der hier vorgestellten Marken bevorzugen, welches wir gerade nicht auf Lager haben, fragen Sie nach.

Um etwas Struktur in die Vorstellung meiner Lieblingsmesser zu bringen, habe ich mich entschieden, die Messer nach Herstellern zu gruppieren. Dies erfolgt ohne besondere Reihenfolge. Los gehts…

Böker

Wir starten die Reise in Deutschland und zwar in DER Klingenstadt Solingen. Etwa 90 Prozent der deutschen Schneidwaren- und Besteckhersteller sind in Solingen ansässig. Einer davon ist Böker. Seit 1869 fertigt das Unternehmen dort hochwertige Messer. Daneben gibt es mit den Serien Arbolito, Böker Plus und Magnum auch Böker-Messer, die nicht am Standort in Solingen hergestellt werden, dafür aber preislich oft sehr interessant sind.

Die Auswahl ist vielfältig - und dennoch hatte ich in der Vergangenheit meine Probleme, ein wirkliches Outdoormesser bei Böker zu finden, welches mir zu 100% gefällt. Ich bin eben ein kleines Einhorn…

Am ehesten trifft noch das „Savannah“ meinen Geschmack (ein wunderschönes Messer), welches ich aber eher in der jagdliche Schiene verorten würde. Das „Drikas“ (in der Bushcraftvariante mit G10 Beschalung) war ein netter Versuch, aber die Geometrie war…ja…genau. Man hatte immer das Gefühl (viel) zu viel Stahl hinter der Schneidfase zu haben und der Griff ist wenigstens für meine zarten Patscherchen ein No-Go. Ich habe es umgeschliffen und jetzt ist es in der Lage ganz ordentlich Holz zu bearbeiten, was vorher eher als unmögliches Unterfangen zu bezeichnen war. Das berühmte „GEK“ ist auch nicht mein Ding. Der Griff ist für meine Hände völlig ungeeignet und das Messer wird so leider eher zum Folterinstrument, denn zum brauchbaren Werkzeug (wobei ich Leute kenne, die das ganz anders sehen und damit keine Probleme haben). Einige Kunden berichten sehr positiv über das „Integral II“, aber das hatte ich noch nie in der Hand. Kann ich also nichts dazu beisteuern.

Vor einer Weile jedoch muss jemanden bei Böker in Sachen Outdoormesser eine echte Epiphanie ereilt haben.
Bei der „Untermarke“ Böker Plus“ hat sich einiges in Sachen Outdoormesser getan. Das „Outdoorsman“ (Klinge aus 12C27, UVP 54,95 EUR) - und ganz aktuell sein Kumpel „Desertman“ (UVP 84,95 EUR) mit etwas längerer Klinge - sind hier der Preis-Leistungs-Sieger und mein klarer Tipp, wenn Sie nicht viel Geld ausgeben möchten oder können, aber dennoch ein anständiges Messer ihr Eigen nennen wollen.
Interessant sind auch die Modelle „Vigtig“ oder das „Little Rok“. Ebenso ist die Tracker-Familie von Böker Plus einen Blick wert - falls Sie diese Art von Werkzeug mögen. Viele tolle Messer für draussen. Klasse gemacht, Böker!

Mein Favorit kommt allerdings direkt aus Solinger Herstellung: mit dem „Bronco“ hat Böker ein geniales Outdoormesser zu einem fairen Preis auf den Markt gebracht. Mir hat das Messer so gut gefallen, dass ich es uns für unser ganzes Team (natürlich versehen mit unserem Logo) besorgt habe. Als ich es das erste mal sah, dachte ich: „Schau an, Böker baut jetzt auch das Benchmade Puukko“. Tatsächlich sind sich die beiden sehr ähnlich, wobei das „Bronco“ mit der längeren Klinge ausgestattet ist. Ist das schlecht? Nö. Das Benchmade 200 Puukko ist ein tolles Messer. Jetzt haben wir etwas vergleichbares von Böker aus heimischen Landen. Super!

Das Messer hat mit seinen 11,3 cm eine gute und sinnvolle Klingenlänge. Mit CPM-3V hat man sich für einen sehr guten Stahl entschieden und die Geometrie passt auch. Das „Bronco“ schneidet und schnitzt hervorragend. Dabei ist der Klingenrücken überaus feuerstahltauglich (falls Sie auf dergleichen Wert legen). Ein bequemer, rutschfreier Griff, welcher die Angel vollständig umschließt und auch mit nassen Händen sicher in der Hand liegt, rundet das positive Gesamtbild ab. Ein besonderes Schmankerl ist ausserdem die Scheide mit Dangler. So trägt sich das Messer super bequem und macht alle Bewegungen mit, ohne zu nerven. Hier könnten sich andere Hersteller eine Scheibe abschneiden.
Die UVP erscheint mir mit 169,95 EUR durchaus angemessen. Für ein Messer wie das Bronco müssen Sie bei anderen Marken deutlich mehr auf den Tisch legen.

Mein Lieblingsmesser: Böker „Bronco“

 

Preistipp: Böker Plus „Outdoorsman“ (oder "Outdoorsman XXL" bzw. „Desertman“, falls Ihnen der jeweilige Farbschlag zusagt und Sie etwas mehr Klinge brauchen)

Fällkniven

Der schwedische Messerhersteller Fällkniven AB wurde 1984 gegründet und begann 3 Jahre später mit der Entwicklung von eigenen Messern. Inzwischen gehört Fällkniven zu den offiziellen Lieferanten des schwedischen Königshauses. Die verwendeten Stähle sind vielfältig. Wurden früher meist laminierte Klingen aus VG-10 verwendet, hat sich in jüngerer Zeit das Stahlportfolio etwas verändert. Exzellent finde ich persönlich den Stahl LamCoS (der offenbar langsam dem ebenfalls hervorragenden Elmax weichen muss). Dabei ist das Markenzeichen insbesondere der Outdoorklingen von Fällkniven ihr konvexer Anschliff. Der benötigt beim Nachschärfen etwas Übung, hat man den Bogen aber mal raus, ist das kein Problem.

Die Herrschaften aus Schweden liefern insgesamt überzeugende Produkte ab. Es ist zwar mancherorts „in“, die Messer schlecht zu reden, aber ich kann das beim besten Willen nicht nachvollziehen. Der einzige Kritikpunkt wäre der Preis. Ja, der ist stattlich. Bei einigen Modellen fragt man sich unwillkürlich, ob vielleicht der Konsum von Mitteln zur Oberflächenbeschichtung im Spiel war. Nichtsdestotrotz gehören Messer wie das F1Pro (S1Pro, A1Pro) zu meinen Favoriten. Die Dinger funktionieren einfach. Mit dem Modern Bowie (irre teuer, ca. 750 EUR) habe ich ganze Totholzhecken ohne die geringsten Probleme angelegt und das R2 Scout würde meine Frau sicherlich nie wieder hergeben.

In meiner Sammlung finden Sie etliche Messer von Fällkniven: Embla, Jarl, F1Pro, S1Pro A1Pro, MB, R2, TH, TF, TK2 … soll ich weitermachen? Ich mag sie alle.
Bei den Modellen mit einem Griff aus Thermorun scheiden sich gelegentlich die Geister. Manche finden die optische Anmutung nur gruselig und billig. Das ändert nichts daran, dass für mein Dafürhalten die Griffe dafür überaus praxistauglich sind. Langes Arbeiten? Funktioniert. Rutschhemmend? Aber ja!

Sehr oft greife ich zum F1Pro Elmax. Ein Messer, das sich auf zahlreichen Touren bestens bewährt hat. Die UVP von 320 EUR ist allerdings eine Ansage. Die Klinge ist 10 cm lang und konvex geschliffen. Die Handlage ist hervorragend.
Mit dem größeren A1Pro habe ich den ganzen Winter hindurch Holz gespalten (ohne Batoning - ja, das geht, wenn man weiß wie) und Anzünder hergestellt. Das macht es ohne nachzuschärfen übrigens immer noch tadellos.
Das R2 ist mein Messer für unsere Schnitzkurse und das MB verwende ich für grobe Arbeiten, wie den oben bereits angesprochenen Zaunbau. Aber ich muss mich (gemäß meiner eigenen Regeln) ja für eines entscheiden. Also bitte...

Mein Lieblingsmesser: Das F1Pro.

F1Pro

Preistipp: Das F1nzWolf mit einer UVP von ca. 180 EUR ist gerade noch im erträglichen Rahmen. Ab uns zu bekommt man auch ein deutlich günstigeres Angebot. Halten Sie Ausschau.

Weiter geht's in Teil 3.

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